Alltäglich lesen oder hören wir diese Begriffe – aber worin unterscheiden sie sich?
Mit dem folgenden Beitrag möchten wir Ihnen einen Einblick geben, was genau unter den Begriffen Gesteine, Mineralien, Edelsteine, Halbedelsteine und Schmucksteine zu verstehen ist.
Dieser Beitrag ist Teil der Artikelserie »Das Kompendium der Mineralien und Edelsteine«:
- Was sind Gesteine, Mineralien, Edelsteine, Halbedelsteine und Schmucksteine?
- Wie entstehen Mineralien und Edelsteine?
- Wie entstehen die Farben von Mineralien und Edelsteine?
- Wie werden Mineralien und Edelsteine bestimmt?
- Wie werden Mineralien und Edelsteine abgebaut?
Was sind Gesteine?
Ein Gestein besteht aus verschiedenartigen und natürlich auftretenden Mineralien in einem festen Verbund. Es ist das Baumaterial, aus dem die Erdkruste und der Erdmantel besteht. Große Ansammlungen eines Gesteins wird als Gesteinsformation (z. B. Berge oder Gebirge) bezeichnet. Umgangssprachlich gilt das Wort »Stein« für Mineralien, Edelsteine, Schmucksteine und Gesteine. Aus geologischer Sicht ist der Begriff »Gestein« jedoch allumfassender und bezieht auch Gesteinsglas (z. B. Obsidian), Sand, Kohle und natürliche Metall Legierungen ein. Gesteine lassen sich daher in drei Klassen einteilen – in magmatische Gesteine (Magmatit), Sedimentgesteine und metamorphe Gesteine (Metamorphit).
v. l. n. r.: magmatisches Gestein (Rhombenporphyr) [1], Sedimentgestein (Sandstein), metamorphes Gestein (Marmor) – Reihe 2: obige Mineralien geschliffen und poliert in Form von Kristallschädeln.
Das älteste Gestein der Erde
Das wohl älteste Gestein der Erde wurde im Jahr 2008 im Norden Kanadas an der Hudson Bay (Hudson-Bucht) gefunden. Das Gestein gehört zum »Nuvvuagittuq-Grünsteingürtel« und soll laut Forschern der McGill-Universität in Kanada ca. 4,28 Milliarden Jahre alt sein. In diesem Gestein wurden mikroskopische Strukturen der wohl ältesten Fossilien gefunden. Somit ist das älteste gefundene Gestein gerade mal 220 Millionen Jahre jünger als unser Sonnensystem. Es sei allerdings angemerkt, dass die Datierung noch immer Gegenstand der Forschung ist.
Das älteste Gestein der Erde (Acasta-Gneiss aus dem Naturhistorischen Museum Wien) [2]
Was sind Minerale bzw. Mineralien?
Einen Unterschied zwischen den Begriffen »Minerale« und »Mineralien« besteht nicht. Das Wort Mineral bzw. die Mehrzahl Minerale wird vorwiegend im wissenschaftlichen Kontext (Zusammenhang) verwendet, während das Wort Mineralien (ebenfalls Mehrzahl) im alltäglichen Sprachgebrauch Verwendung findet. Im Gegensatz zu Gesteinen sind Mineralien natürlich vorkommende, feste, kristalline sowie physikalisch und chemisch einheitliche Zusammensetzungen. Die Mehrzahl der heute bekannten Minerale (ca. 4.800-5.900 Arten) sind anorganische Rohstoffe, sie haben also nie gelebt. Es gibt jedoch auch Ausnahmen wie z. B. »Whewellit«, »Weddellit« oder »Mellit (Honigstein)«, die zu den organischen Verbindungen bzw. Mineralien zählen, da sie sich ebenfalls natürlich bilden.
v. l. n. r.: organische Mineralien Whewellit [3], Weddellit [4] und Mellit [5].
Was sind Edelsteine?
Edelsteine sind naturwissenschaftlich betrachtet Mineralien, die sich unter besonderen Bedinungen bilden und sich durch bestimmte Eigenschaften auszeichnen. Deren Qualitätsbestimmung ist jedoch nicht naturwissenschaftlich, sondern kulturell definiert – für die folgende Merkmale signifikant sind:
- Die Reinheit, Farbe, Transparenz und der Glanz
- Die Mohshärte (Edelsteinhärte) > 7
- Die Seltenheit in Bezug auf Größe und Vorkommen
Einige Mineralien beherbergen Einschlüsse (Inklusionen), also Fremdstoffe (verschiedenartige Flüssigkeiten, Gase, Öle oder andere Mineralien) die in einem Mineral eingeschlossen wurden. Zu den bekanntesten Inklusionen zählen Rutilnadeln bzw. Venushaar als goldgelb glänzender Einschluss in einem Mineral. Ein weiteres Beispiel ist die goldbraun bis goldgelb gestreifte Quarz-Varietät Tigerauge bei der kleine Einschlüsse in großen Mengen vorkommen und zu dem bekannten Seidenglanz führt. In Bezug auf Kristallschädel bzw. Edelsteinschädel, steigern Einschlüsse den Wert des Steins. Erst durch Schneiden, Schleifen und Polieren bekommen die Edelsteine Ihre Brillanz.
v. l. n. r.: Mineral Inklusionen Tigerauge [6], Apatit [7] und Turmalinquarz [8] – Reihe 2: obige Mineralien geschliffen und poliert in Form von Kristallschädeln.
Was sind Halbedelsteine bzw. Schmucksteine?
Der Begriff »Halbedelstein« ist grundlegend falsch und sollte auch im allgemeinen Sprachgebrauch nicht verwendet werden. In der Mineralogie und Gemmologie steht dieser Begriff daher auf dem Index, da er dem Leihen suggeriert, dass eine Hälfte des Steines synthetisch- und die andere Hälfte echt ist. Genau das ist nämlich nicht der Fall. Des weiteren wird der Begriff Halbedelstein mit einer gewissen Minderwertigkeit verknüpft, die tatsächlich aber auch nicht vorhanden ist.
Die Schönheit und Wertigkeit eines Steines liegt einzig und alleine im Auge des Betrachters. Um bspw. Diamanten, Rubine, Smaragde oder Saphire von weniger teuren Edelsteinen abzugrenzen, empfiehlt es sich den Begriff »Schmuckstein« zu verwenden, auch wenn Edelsteine und Schmucksteine gleichermaßen wertig in der Industrie zum Einsatz kommen.
Diverse Schmucksteine
Im nachfolgenden Beitrag beschäftigen wir uns mit dem Thema – wie Mineralien und Edelsteine enstehen.
Quellnachweise (Bilder)
[1] Jens Galsgaard, Rhombeporfyr3, CC BY-SA 4.0
[2] Pedroalexandrade, Acasta gneiss, CC BY-SA 3.0
[3] Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0, Whewellite-md82a, CC BY-SA 3.0
[4] Leon Hupperichs creator QS:P170,Q59254420, Weddellite-92799, CC BY 3.0
[5] Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0, Mellite-177555, CC BY-SA 3.0
[6] Benjamint444, Tigers eye crystal444, CC BY-SA 3.0
[7] Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0, Apatite-Aegirine-64416, eingefärbt, CC BY-SA 3.0
[8] Simon Eugster --Simon 15:12, 16 April 2006 (UTC), TurmalinquarzKlein, CC BY-SA 3.0